Mit Folia (Verrücktheit, Spinnerei) fing unser Kurzurlaub schon direkt mal an: Flug Mitten in der Nacht - trotz frühzeitiger und sehr deutlicher Reklamation war unsere Fluggesellschaft nicht dazu zu bewegen uns wie geplant (und natürlich auch bewusst so gekauft) vom innerstädtischen Flughafen und zu einer christlichen Uhrzeit abfliegen zu lassen. Somit ging es also nach 2,5 Std Schlaf an den außerhalb gelegenen Flughafen Guarulhos und von dort aus nach Salvador de Bahia. Müdigkeit und Hitze stimmten uns dafür schon innerhalb des ersten Tages in den etwas gemächlicheren Lebensrhythmus des Baianos ein und wären wir nicht so weiß, wären wir sofort nicht mehr als Gringos aufgefallen!
Da es in der historischen Altstadt, dem Pelourinho, aber regelmäßig Touristen gibt die das UNESCO Weltkulturerbe bestaunen wollen und die Baianos sehr freundliche, offene Menschen sind haben wir uns auch als Gringos gut aufgehoben gefühlt und einfach überall angegeben wir kämen aus Sao Paulo - das hat dann niemand weiter hinterfragt.
Der Altstadtkern und auch die darüber hinaus immer wieder zu entdeckenden historischen Gebäude sind einzigartig und im besten Fall als eine Mischung zwischen Portugal, Kuba und Schwarzafrika zu beschreiben. Am Abend haben wir dann eine baianische Moqueca, einen Shrimp-Eintopf, genossen, der tatsächlich schärfer war als seine etwas lascheren Verwandten, die wir in Sao Paulo bereits kennenlernen durften. Da die meisten Brasilianer überhaupt nicht gerne scharf essen hatten wir keine hohen Scoville-Werte erwartet, wurden bei einem herzhaften Biss in eine Chilischote aber sofort eines besseren belehrt.
Nach dem ersten Sightseeingtag sind wir dann samstags vollständig in die Karnevals-Folia eingetaucht. Wir hatten uns auf anraten unserer Freunde aus Sao Paulo in einer Zuschauer-Tribüne mit Buffet und freier Getränkewahl eingekauft. Das ist die Luxusvariante des salvadorianischen Karnevals, die unter anderem sicherstellen soll dass man keine komplette Platzangst bekommt (und das bei ca. 5000 Gästen auf der Tribüne...!) und ausreichend genährt und hydriert bleibt um die Nacht durchzufeiern. Wer mal schauen will: http://www.camaroteplanetaband.com.br/ Ist zwar alles auf portugiesisch aber die Bilder bringen auch ohne den Text zu verstehen die schiere Größe gut zum Ausdruck. Und ja, da drin gab es sogar kostenlose Massage, Beautysalon und ein Kino - haben wir aber nicht genutzt. Statt dessen haben wir aus nächster Nähe die nationalen Musikstars bestaunt und mit "gesambat" (ins Deutsche übersetzt = die brasilianische Helene Fischer und Peter Maffay kennengelernt und kräftig mitgeschunkelt).
Sonntags mussten wir dann erstmal ausschlafen und haben dann ab mittags Gang 2 beim brasilianischen Karneval eingelegt und sind bis zum Sonnenuntergang zusammen mit tausenden anderen mit viel Alegría (= Freude, Spaß) hinter den großen Umzugswägen hergehüpft. Gegen Abend haben wir uns dann mit einer kleinen aber entschlossenen Gruppe in ein lokales Kino begeben, um das Superbowl - Finale live und auf Großleinwand zu sehen. Äußerste Entschlossenheit war auch notwendig, da es zuerst schon einmal schwierig war in die Shoppingmall zu kommen, die das Kino beherbergt. Aufgrund des Karnevals waren nämlich sämtliche Geschäfte geschlossen und so gut wie alle Zugänge ebenfalls. Aber noch nicht genug der Folia: ca. 15 nach Beginn der Eröffnungsfeier und einigen Beschwerden fing die Kinocrew dann auch an den Empfang zu testen und stellte dann nach weiteren 45 Minuten fest, dass da leider nichts zu machen war... also Geld zurück und ab zurück ins Hotel und siehe da: wieder Erwarten war der Bezahlsender ESPN freigeschaltet und wir kamen genau rechtzeitig zur Halbzeitshow!
Montag war dann auch schon unser letzter Tag, an dem wir noch die letzten Sehenswürdigkeiten wie z.B. die farbenfrohe Bomfim-Kirche und das Viertel Ribeira kennengelernt haben, um danach den Tag und auch die Reise mitten in der Alegría des traditionellen Altstadtumzugs ausklingen zu lassen.