Wir haben letztes Wochenende den Sao Paulo Großstadtdschungel gegen einen richtigen Naturdschungel bei Juquitiba (ca. 60 Kilometer von Sao Paulo) eingetauscht, wobei hier die Frage ist, was denn richtiger Dschungel ist?
Denn wie auch im Amazonas ist der atlantische Regenwald (mata atlantica), der sich über 14 Bundesstaaten erstreckt, aufgrund extremer Abholzung massiv bedroht und stellt heutzutage nur noch knapp 1% der Fläche Brasiliens dar (es waren mal 15%). Es ist der bedrohteste tropische Regenwald, obwohl seine Bioversidität mit eine der höchsten weltweit ist (höher als im Amazonasbecken). Zum Großteil ist der gesamte Wald aufgrund der hohen Niederschläge mit einer geschlossenen, grünen Decke bedeckt, die ein ideales Klima für unterschiedliche Pflanzentypen (Moose, Orchideen Bromelien) und Tiere (Faultiere, Insekten, Vögel, Affen, wohl auch Jaguare) bietet. Die Bäume ragen bis zu 60 Meter in die Höhe – auch Bambusbäume haben wir während einem unserer Treks entdeckt.
Glücklicherweise gibt es inzwischen immer mehr nicht-regierungs Organisationen, die sich für den Erhalt des Regenwaldes stark machen und für einen Schutz des aktuellen Bestandes kämpfen – insofern hat sich zumindest die Zerstörung etwas verlangsamt.
Um eine authentische Erfahrung der aktuellen Situation zu bekommen, haben wir uns bei einer älteren ehemaligen Umweltaktivistin (Nancy) einquartiert, die auf einem riesigen Areal (inkl. Fluss und Seen) am Regenwald wohnt und sich dort u.a. für sauberes Wasser und den Erhalt des Regenwaldes einsetzt.
Hintergrund wieso sie nach Brasilien gezogen ist, ist wohl wirklich, dass sie erwartet dass es in einigen Jahren vielerorts auf der Welt Wassermangel geben wird und sie quasi auf ihrem Areal mit Selbstversorgung davor „sicher“ ist – dass es 50 Kilometer weiter (bei uns in Sao Paulo) schon seit einiger Zeit eine Wasserkrise gibt, beunruhigt unsere Gastgeberin auch sehr – aber sie geht nicht von aus, dass sich das Wasserproblem weiter in ihre Region ausdehnen wird. Fakt ist, dass Sao Paulo aufgrund ausbleibender Niederschläge, veralteter Technologien und minimalen Investments, ein riesiges Wasserproblem hat. In manchen Gegenden der Metropole werden tagsüber/nachts die Wasserhähne von den Wasserversorgern abgedreht (insbesondere im niederschlagsarmen Winter), um Wasser zu sparen…Reservoirs sind im Vergleich zu vorherigen Jahren so gut wie leer. Selbst der Whirlpool in unserer Wohnanlage ist dieser Situation zum Opfer gefallen –Skandal : )
Wir hatten auf jeden Fall großartige Gespräche mit Nancy, die uns auch durch „ihren“ Dschungel geführt hat und uns die Pflanzen- und Tierwelt nähergebracht hat. Den Jaguar haben wir diesmal zwar nicht gesichtet, aber es war eine tolle Erfahrung auf unbefestigten Wegen zu wandern (Trekking oder Wandern ist für Brasilianer übrigens noch in den Kinderschuhen bzw. nicht existent – da wird doch lieber das kühle Bier am Strand bevorzugt), frische Luft zu atmen und der Umwelt zu lauschen.
Zum Abschluss haben wir dann noch eine Raftingtour auf einem größeren Fluss unternommen und haben uns wie Tarzan auf einem Hochseilgarten durch den Dschungel gekämpft…