Es war ja schon sehr viel geschrieben worden in den Wochen und Monaten vor der Olympiade. Ob Zikagefahr, Ueberfaelle, Umweltschaeden, Baumaengel bei Olympiastaetten, fehlendes Geld fuer die Infrastrukturprojekte…die positiven Nachrichten musste man in der Tat mit der Lupe suchen (und bewusst kann ich mich jetzt an gar keine erinnern; evtl. die vielen Artikel ueber Rio und die lebensfrohen Menschen dort). Die aktuelle Wirtschaftslage und politische Krise im Lande half in dieser Diskussion natuerlich nicht…aber wenn man ehrlich ist, sind dies alles Themen, mit denen der Brasilianer sich tagtaeglich rumschlagen muss, Themen die auch im Jahre 2009 bei der Vergabe schon bekannt waren. Themen die auch nach dem IOC-Abzug aus Rio bleiben werden, wahrscheinlich sogar eher schlimmer werden…
Die Kritik an der Organisation des groessten Sportevents in einem Land, in dem Menschen wg. fehlender Medikamente sterben, in der Gewalt alltaeglich ist, in dem seit jeher eine sehr grosse Kluft zw. Reich und Arm herrscht ist voellig berechtigt. Es ist ein Unding soviele Milliarden fuer ein Sportereignis auszugeben, wenn man bedenkt wie wenig in Bildung investiert wird, wenn man bedenkt dass Polizisten, Militaer und Lehrer oftmals Monate auf ihre Gehaelter warten muessen. Klar gibt es auch positive Seiten, wie die Modernisierung der Infrastruktur in Rio, das neue Hafenviertel, eine neue Sportbewegung abseits des Fussballs…
Am Ende haben wir uns auf jeden Fall entschlossen zu den Spielen zu fahren und uns selbst ein Bild zu machen – wenn sie denn schon mal bei uns in der Naehe stattfinden, dann sollte man doch das Beste daraus machen und auch die positiven Momente miterleben. Gluecklicherweise haben sich auch Michael und Christiane (meine Schwiergereltern) nicht vom Olympiaplan abbringen lassen und wollten mit uns ihre zweite Olympiade nach London miterleben….
Die naechsten 10 Tage sollten wir direkt an der Copacabana in einem schmucken Hinterhof Appartment unser Olympia-Quartier aufschlagen (wir hatten schon Sorge, dass es gar nicht richtig existiert bei dem Preis, aber wahrscheinlich hatte die Vermieterin erst kurz vorher mitbekommen, dass Olympia in Rio stattfindet).
In Kurzfassung sah unser Tagesablauf wie folgt aus: - Zw. 7 – 8h Wecker - Zw. 8 – 9h Fruehstueck inkl. Tagesplanung - Zw. 9 – 10h ging es dann in Richtung Sportstaette (das war der schwierigste Teil, da die Staetten ueber die gesamte Stadt verteilt waren und man zw. 30 – 120 Minuten jeweils brauchte) - Dann Olympia Schauen (bis zu 3 Veranstaltungen am Tag haben wir geschafft) und Rio Sightseeing - Abendessen und den Tag mit Caipi ausklingen lassen…herrlich!
Jeder Tag hatte natuerlich seine eigenen Highlights und besonderen Momente, aber alles in allem kann man sagen, dass es ein grossartiges Sportfest war inkl. einer tollen Organisation sowie emotionalen Momenten in den einzelnen Disziplinen. Die Stimmung mit brasilianischer Beteiligung war Wahnsinn, wenn auch nicht immer in unserem “Fair Play” Sinne… schade war nur dass manche Veranstaltungen nicht ganz so gut gefuellt waren (wie z.B. das Leichtatlethikstadion), aber dafuer konnten wir umso naeher an die Sportler.
Ich kann es noch immer nicht fassen, dass wir zu jedem Event puenktlich im Stadion waren (denn die Sicherheitsvorkehrungen waren schon hoch) , aber das lag insb. daran, dass man in Brasilien mit 60 Jahre einige Vorzuege zugesprochen bekommt, u.a. einen separaten Eingang. Begleitpersonen (Begleitperson, nicht Betreuer! ;-)) inbegriffen – danke Michi an dieser Stelle!
Zurueck bei meiner Arbeit haben die Mitarbeiter die ersten Tage alle von Olympia geschwaermt, kannten auf einmal viele neue Sportarten, waren stolz auf „ihre Medaillen“...und einige wollen nun sogar selbst neue Sportarten ausprobieren. Vielleicht bleibt ja doch ein Hauch Olympia in diesem Lande. Es waere zu wuenschen...
Hier noch einige Impressionen von den Imperfect perfect games 2016!