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Eine Runde um den Block in Pocone und Babylon in Bom Jardim

Was passiert wenn drei ohnehin äußerst organisierte und darüber hinaus vorübergehend durch verschiedenste widrige Lebensumstände gebeutelte Freunde zusammen durch Brasilien reisen? Richtig, erstmal gar nichts: keiner bucht was, schau mer mal. Am Ort des Geschehens, in unserem Fall Cuiabá, angekommen mussten erst einmal alle möglichen Neuigkeiten ausgetauscht und alte Insider aufgewärmt werden, am besten bei einem entspannten Vormittagsbierchen. Danach ging es tatsächlich los Richtung Abenteuer- und Entdeckerurlaub im Pantanal.

Etappe 1: mit dem Bus nach Pocone, Einfallstor zum nördlichen Pantanal. Vor Ort: Informationsbeschaffung in Form von unzähligen Telefonaten aus dem angenehm klimatisierten Vorzimmer eines Hotels in der Mitte des Städtchens, nur um festzustellen dass die Hotelbesitzer zwar sehr nett und ihre Kontakte hilfreich sind, wir aber dann doch lieber ganz wo anders übernachten wollten. Nur gut, dass wir ohnehin sofort als Gringos erkannt wurden, da wunderte sich die freundliche Hotelbesitzerin auch nicht mehr, als Ina ihr ihren Zigarettenstummel in die Hand legte, um den Vorplatz draußen sauber zu halten. Kommentar der abgeklärten Dame: "Na, so würdevoll wie sie's mir überreicht hat dachte ich eher, es sei ein Goldnugget." Nachdem wir uns schon so überaus beliebt gemacht hatten, blieben wir unserer Linie treu und fuhren zwar mit dem eigens bestellten Taxifahrer einmal um den Dorfplatz, ließen uns aber auch gleich wieder absetzen als wir feststellten dass er sich (aus unserer selbsternannten Expertensicht) nicht ausreichend herunterhandeln ließ. Statt dessen hat Ina einen netten Tracking- und Mountainbike-Unternehmer aufgetan, der uns in seinem VW-Bulli ca. 60 Minuten über Stock und Stein zu unserer Fazenda zuckelte. Im Nachhinein war die Forderung des Taxifahrers wohl doch nicht so überzogen. Immerhin haben wir 10 Reais gespart, die wir am Hotel angekommen sofort wieder in eine Nachtsafari investieren konnten. Das Anwesen ist 10000ha groß, so dass sich dort einige Wildtiere tummeln. Bei der Fahrt sowie einer geführten Wanderung am nächsten Tag konnten wir z.B. Araras, große blaue Papageien, viele Aligatoren und eine große Vogelspinne beobachten.

Etappe 2: Pantanal, Transpantaneira, Porto Jofre. Früh aufgestanden ging es über 3-4 Stunden entlang der Transpantaneira bis zum Rio Cuiabá, der als natürliche Grenze bei der während der Militärdiktatur in den 80ern in Angriff genommen "Erschließung des Hinterlands" nie wirklich überwunden werden konnte. Die Fahrt selbst war bereits Teil der Safari, es ging über die staubige einspurige Straße und viele wacklige Holzbrücken durch drei recht unterschiedliche Landschaftsabschnitte: offene Felder, die mit Vieh bewirtschaftet werden, aber auch viele Wildvögel, Hirsche und sogar wilde Ur-Rinder beheimaten. Danach ein völlig undurchdringliches Dickicht, in dem die heimischen Jaguare gut versteckt auf der Lauer liegen oder im Schatten dösen. zu guter letzt sumpfige und damit wieder offenere Wälder um den Rio Cuiabá und seine Nebenflüsse. Was wir während der Fahrt noch nicht entdecken konnten, durften wir dann bei einer einstündigen Bootstour nachholen. Spektakulär!

Etappe 3: Zurück in Cuiabá weitere Verhandlungen zu Mietwagen und Unterkünften. Es galt den letzten Teil der Reise, Nobres/Bom Jardim, zu organisieren. Als der Mietwagen gebucht und auch abgeholt war, war es schon spät am Abend in Cuiabá, aber wir fanden noch einen Burgerladen mit gemütlichen bunten Plastikstühlchen auf dem Gehweg und kauften als Beilage ein paar Bier durch die Klappe eines etwas seltsamen Nachtkiosks. Am nächsten Tag ging es dann schon wieder relativ früh los, 2 Stunden in Richtung Norden, quasi mutterseelenallein auf einer Art brasilianischen Route 66. Bom Jardim selbst stellte sich als klitzekleines, verschlafenes Nest heraus. Neben faszinierenden natürlichen Pools, glasklaren Flüssen und einer Tubing-Tour durch Fledermausbehangene Grotten haben wir dort auch die In-Bar unserer Reise entdeckt : die "Bar vom dicken Luis". Während Luis' Frau uns hausgemachte Süßigkeiten aus eingekochten Früchten kredenzte und auch ziemlich geschäfstüchtig zum Mitnehmen andrehte, war Luis' Spezialität das versetzen von Cachaça mit verschiedenen Kräutern und Wurzeln. The place to be um mal so richtig mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen. Wir verständigten uns zunächst auf Portugiesisch und mit Händen und Füßen, später warf Carina noch ihr Spanisch mit ein und am Schluss hatte auch Ina angeregte Unterhaltungen auf Italienisch/Babylonisch. Ein absoluter Insidertipp zum Sprachen lernen und für kulinarische Grenzerfahrungen!


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