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So "Bonito" kann das Leben sein

Eine lange Anfahrt mussten wir über uns ergehen lassen – nach knapp 2 Stunden Flug von Sao Paulo nach Campo Grande ging es über Landstraßen ca. 4 Stunden in einen kleinen verschlafenen Ort mit dem wunderschönen Namen Bonito (portugiesich "schön"). Wir hatten uns entschieden dieses Jahr den Haupt-Karneval in der Natur zu verbringen, obwohl wir immer wieder gerne an die Sambarythmen von Salvador da Bahia zurückdenken (Highlight vom letzten Jahr Karneval).

Bonito liegt im Staat Mato Grosso, ganz in der Nähe von Paraguay und ist bisher ein noch wenig bereistes Ziel für Touristen – aber aufgrund der atemberaubenden Natur zieht es seit knapp 10 Jahren immer mehr Abenteuerlustige an. Auf dem Programm stehen Aktivitäten wie Schnorcheln in kristallklaren Flüssen mit bis zu 70 Meter Sichtweite, Tauchen, Höhlenwanderungen, Tierbeobachtungen, Wasserfall-Baden und viele weitere Outdoor-Aktivitäten wie Stand-Up Paddling, Kanu etc. Im Gegensatz zu vielen anderen touristischen Regionen in Südamerika wird viel Wert gelegt auf den ökologischen, nachhaltigen Tourismus, was man schon daran merkt, dass auf jeder Tour gut ausgebildete Guides zur Seite stehen und alle Aktivitäten auf wenige Personen begrenzt sind, um den menschlichen Einfluss auf Natur- und Tierwelt so weit wie möglich zu reduzieren (daher muss man unbedingt früh buchen, vor Ort sind die spektakulärsten Touren oft schon ausverkauft).

In Bonito angekommen waren wir erstmal ein wenig verwundert, denn die 15.000 Einwohner Gemeinde erinnert an viele andere brasilianische Ortschaften im Inneren des Landes. Eine lange Straße, rechts und links Geschäfte und Bars…dahinter in den Straßen unspektakuläre Wohnhäuser. Historische Bauten (trotz Gründung der Ortschaft um 1870), Naturschönheiten oder eine touristische Route in der Stadt sucht man vergebens. Ein "Fischbrunnen" ist die einzige Attraktion.

Spektakulär ist dafür die Lage. Um die Stadt herum ist viel Natur, grün, Schotterpisten und viele Fazenden, die Landwirtschaft betreiben… bei Regen ist ein Jeep oder SUV notwendig, um nicht steckenzubleiben (daher ist ein Mietwagen eine nicht allzugute Option für die Region, insb. in der Regenzeit – aber es gibt genug Privattransfers, die für die Touren angeboten werden). Lange Zeit lebte die Region nur von der Landwirtschaft, aber inzwischen profitieren wohl fast 80% der Einwohner Bonitos direkt oder indirekt vom steigenden Tourismus (Gastronomie, Touren, Fahrten, Märkte…) – das merkt man direkt an der Sauberkeit in der gesamten Stadt und noch viel mehr außerhalb während der Touren.

Den ersten Tag haben wir entspannt in unserer schönen Pousada verbracht und haben das schöne Wetter genossen bevor es abends die Spezialität der Region zu Essen gab: Gegrillter Süßwasserfisch in unterschiedlichsten Varianten.

Samstags wurden wir dann früh morgens abgeholt, um Richtung Wildnis zu fahren – besser gesagt, zu einem riesigen natürlichen Krater, der in den letzten Jahren immer mehr Papageien in freier Wildbahn angelockt hat. Schön gepaart zu zweit fliegen sie um den Krater, führen Balztänze auf und machen einen unglaublichen Lärm – bevor der Tourismus entwickelt wurde, waren Abfall, alte Autos und Schmugglerware (aus Paraguay) die Hauptattraktionen dieses Kraters, aber zum Glück gehört das der Vergangenheit an. Nur die 3 Krokodile die im Krater selbst leben sollen, wollten sich nicht blicken lassen.

Direkt danach ging es zur wohl beeindruckendes Tour des gesamten Aufenthalts. Startpunkt war eine Riesenfazenda mit Leder-Hängematten, eigenem Obst- und Gemüsegarten, Tierhaltung und Schnorchelmöglichkeiten in einem nahe gelegenen Fluss (Rio da Prata). Nach einer Wanderung von 3 Kilometern in Schnorchelmontur ging es hinein ins Naturaquarium…ca. 1.5 Stunden lässt man sich einfach gleiten und bewundert die Fische die einem direkt entgegenschwimmen. Leider waren wir nicht ganz so gut vorbereitet wie die meisten fotobegeisterten Brasilianer und haben daher keine Bilder gemacht, aber anbei ein paar Impressionen aus anderen Quellen.

Nach diesem spektakulären Ereignis, haben wir den Tag in einer Leder-Hängematte ausklingen lassen, die uns so gut gefallen hat, dass wir sie gleich als Erinnerungsstück gekauft haben.

Am nächsten Tag haben wir die Umgebung dann mit zwei alten Mountainbikes erkundet – nachdem wir uns an das beschwerliche Schalten gewöhnt haben, wurde uns erst bewusst, was es bedeutet auf einer sandigen, von Autos befahrenen Schotterpiste zu fahren. Trotz Halt auf verschiedenen Fazenden mit Pools und Erfrischung waren wir am Ende des Tages ziemlich staubig und fertig… aber wir fühlten auch sehr abenteuermäßig und mutig auf unserer persönlichen Paris-Dakar Rallye.

Zum Ausklang des kurzen Trips haben wir noch die Höhe „Lago Azul“ besucht – eine natürliche Höhle mit kristallklarem Wasser. Nur den beschwerlichen Abstieg muss man vorher bewältigen…

Alles in allem ein großartiger Trip in eine nicht so erschlossene Region Brasiliens!

Hier geht’s auch noch zu einem Zeitartikel, falls jemand von euch Lust hat, mehr über die Region zu lesen. http://www.zeit.de/reisen/2014-07/brasilien-bonito-reise


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