Kolumbien, ein Land hinter den 7 Bergen, aus seinem 150-jährigen Bürgerkrieg erwacht...ein Land in dem das braune Gold (der Kaffee) das schwarze Gold (das Öl) das weiße Gold (das Kokain) und das Gold der indigenen Stämme immer wieder Eroberer, Piraten und fremde Imperien und Rebellen auf den Plan ruft. Ein Land, das sich vom Amazonas über Berge und Savannen hin zu karibischen Stränden dehnt. Überaus freundliche aber zurückhaltende Einwohner, die ein Spanisch mit altmodischen Versatzstücken sprechen, das einen an Kolumbus' Entdeckungsreisen und Mirandas und Simon Bolivars Unabhängigkeitsträume erinnert. Entsprechend passend der "Magische Realismus" aus dem Literaturnobelpreisträger Gabriel Garcia Marquez seine Geschichten webt und den Kolumbien nun auf den Plakaten der Tourismusagenturen bewirbt.
Man fühlt sich tatsächlich gleich ein wenig in einer anderen Welt oder Zeit, sobald man aus dem Flugzeug steigt und sich wie wir vom modernen Flughafen über niegelnahe Bürokomplexe in die nahe Altstadt Bogotas begibt. Schon der Blick aus unserer Unterkunft war fantastisch, aber auch unsere kleine österliche Pilgerreise auf den in der Stadt liegenden Berg Montserrate hat sich sehr gelohnt.
Ebenfalls äußerst beeindruckend und dem österlichen Anlass angemessen war unser Besuch in der Salzkathedrale in Zipa. Schon vor der Besiedelung durch die Spanier um 1600 bauten die Indigenen dort bereits Salz ab. 1954 wurde die erste Salzkathedrale in die Mine gegraben, in der heutigen Form - mit 8,500 qm - zählt sie zu den größten religiösen Bauten der Welt.
Am Tag darauf schlossen wir uns der Stadtführung an und besuchten das Goldmuseum um die ältere und jüngere Geschichte des Landes zu verstehen. Als im letzten Jahr der Versuch einer Entwaffnung und Wiedereingliederung der FARC-Milizen im ersten Anlauf scheiterte, rätselten viele Beobachter über diesen neuerlichen Fall von falschen Wahlvoraussagen, da eine breite Zustimmung der Konfliktmüden Bevölkerung erwartet worden war. Während man als Beobachter aus dem Ausland die FARC-Rebellen nur vage mit den linken Bewegungen der 68er und mit der kolumbianischen Drogenmafia in Verbindung bringen kann, sehen sich die Einheimischen bis heute sehr stark als involviert in einen Großkonflikt (oder zumindest eingekeilt zwischen den Fronten) zwischen Landbesitzern und Kapitalgebern auf der einen und Besitzlosen oder normalen Arbeitern auf der anderen Seite; und dies seit der Unabhängigkeit von Spanien und Gründung des heutigen Kolumbianischen Staates 1863. Somit war das erste "Nein" zum Friedensabkommen mit den FARC nicht nur ein Denkzettel gegen die aktuellen Eliten und gegen die Globalisierung, wie auch in den USA und Europa zur Zeit zu beobachten, sondern viel mehr auch ein Misstrauensvotum gegen die alten Eliten: Präsident Juan Manuel Santos entstammt einer der politisch einflussreichsten Familien Kolumbiens - Grundbesitzer, Anwälte, Publizisten und Abgeordnete - seit Staatsgründung.
Von Bogota ging es dann weiter in die Kaffeeanbauzone bei Salento und wir wanderten in einer wunderbar surrealistischen Landschaft zwischen Kaffeeplantagen und Wachspalmen und aufziehenden Hochnebeln. Nach der Wanderung im Ort angekommen gab es dann auch ein tolles lokales Cafe, in dem uns erläutert wurde wie der Kaffee aus dem Umland zuzubereiten und zu verköstigen ist.
Von Salento aus fuhren wir per Bus über die Berge nach Medellin, das uns ähnlich Bogota ein seinem Wolkenverhangenen Kessel empfing. In Medellin ist der Mythos Pablo Escobar allgegenwärtig und da Christoph bereits bei der Stadtführung in Bogota festgestellt hatte, dass er durch seine Urlaubsvorbereitung (d.h. fleißiges Studieren der Serie 'Narcos'), diesen Teil von Kolumbiens Geschichte besser kennt als jeglicher Fremdenführer, verzichteten wir kurzer Hand auf eine allgemeine Führung in Medellin und gingen selbstständig auf Entdeckungstour.
Was uns besonders interessierte war die sogenannte 'Comuna 13', ein Armenviertel das seit einigen Jahren größere Investitionen und Neuerungen und damit auch einen relativen Aufschwung erlebt. Mit der Gondel schwebt man von A nach B, Rolltreppen und Querpassagen verbinden früher kaum zugängliche Ansiedlungen. Die Bewohner nehmen es locker, dass nun auch Touristen über ihren Balkon hinwegschweben und von der Rolltreppe aus in ihre Wohnzimmer spitzeln, und verkaufen Eis und mit Grafitis bedruckte T-Shirts.
Den Abschluss unserer Reise verbrachten wir dann dort, wo die Bewohner es noch viel lockerer nehmen und aufgrund der hohen Temperaturen ohnehin immer alle Fenster und Türen offen lassen - mit echtem karibischen Flair in Cartagena. Cartagena hat neben Stränden und Meer ebenfalls viel Geschichte zu bieten, hauptsächlich aus der Zeit der Spanier und der Kämpfe gegen wilde Korsaren wie den berühmt-berüchtigten Sir Francis Drake.