Nachdem Carmen mit zwei Freundinnen das Pantanal letztes Jahr besucht haben (siehe Artikel http://exploration2112.wixsite.com/saopaulo/single-post/2016/10/30/Eine-Runde-um-den-Block-in-Pocone-und-Babylon-in-Bom-Jardim), konnte ich mich nun auch selbst mit meiner Mutter von dieser einzigartigen Region begeistern lassen.
“Und da stand er auf einmal – ein ca. 2 Meter langer Jaguar einige Meter weg von mir mich anstarrend – mein kleines Fischerboot bestimmt 100 Meter weiter unten am Fluss. Ich hatte schon sehr oft einen Jaguar in der Region gesehen, aber stand ihm noch nie so nah alleine gegenüber. 1.000 Gedanken schossen mir durch den Kopf, aber eins wurde mir sehr schnell klar: Ich kann dem Jaguar nicht den Rücken zukehren, darf keine Angst zeigen und keine schnelle Bewegungen ausführen. Also schaute ich ihm direkt in die Augen und machte mich groß – er hob die Pfote – ich hob die Hand. Ich versuchte seine Bewegungen zu spiegeln und fing langsam an mich rückwärts zu bewegen, um den Abstand zwischen uns zu vergrößern. Wieder sah er mich furchteinflössend an, als wolle er sich jede Sekunde auf mich stürzen. Ich war eine Gefahr fuer ihn und wahrscheinlich in sein Revier eingedrungen. Leider hatte ich an diesem Tag nicht meinen Sonnenhut dabei; es ist bekannt dass der “Pantaneiro-Sonnenhut” einem das Leben retten kann, denn schmeißt man den Hut weit weg von einem stuerzt sich der Jaguar auf diesen Hut und zerfetzt ihn – das gibt einem die Zeit zu fliehen und zudem beruhigt sich der Jaguar ein wenig. Der Abstand zwischen mir und ihm wurde immer größer, ich für ihn immer weniger zu einer Gefahr. Als mehr als 10 Meter zwischen uns waren, schaute er mich ein letztes Mal an und drehte sich um. In seinem typischen Tänzelschritt lief er davon, drehte sich kein weiteres Mal mehr um und verschwand irgendwann im Dickicht. Ich spürte wie meine ganze Anspannung auf einmal nachließ und ich anfangs langsam, danach immer schneller Richtung Motorboot lief, schnell den Motor anschmiss und mich auf und davon machte. Zu Hause angekommen, schaute mich meine Mutter überrascht an und fragte was denn los sei - das war der Moment als alles von mir abfiel, ich mich nicht mehr richtig auf den Beinen halten konnte und erstmal durchatmete ”. Ob sich diese Geschichte wirklich so zugetragen hat, werden wir wohl niemals lösen. Aber unser Pantanal-Guide Miquel, der im Pocone augewachsen ist und schon jeher im Pantanal arbeitet, fischt und als Guide arbeitet, hat sie mit uns geteilt.
Das Pantanal in Zahlen und Fakten: - Pantanal bedeutet Sumpf auf Portugiesisch und ist das größte Sumpfgebiet der Welt; der Hauptfluss ist Rio Paraguay - Es ist von der Größe vergleichbar mit der Bundesrepublik Deutschland (230.000 km²) und liegt inmitten des südamerikanischen Kontinents mit Grenzen zu Bolivien und Paraguay - Während der Regenzeit von November bis März werden weite Teile des Pantanals überschwemmt, so dass ein komplexes Gebilde aus Savannen, Flüssen, Seen etc. entsteht. - Es beherbergt 665 Arten von Vögeln, 123 Säugetier-arten (u.a. Jaguar, Puma, Capybaras), 2000 Pflanzenarten, 269 Fischarten, 35 Millionen Kaimane und unzählige Reptilien, Amphibien sowie Insekten - Der Riesenstorch Jabiru ist das Symbol des Pantanals - Seit dem Jahre 2000 steht das Gebiet und UNESCO Weltkulturerbe
Meine Mutter und ich verbrachten großartige Tage und konnten während einer Schiff-, Auto- und Wandersafari die unterschiedlichsten Tiere, Pflanzen und Landschaften dieser wunderschönen Region kennenlernen…die Highlights waren auf jeden Fall die Jaguare, eine Anakonda, ein Ameisenbär und viele seltene Vögel die schon früh morgens anfangen den Tag einzuläuten. Einziger Wermutstropfen ist leider (wie in so vielen Regionen dieser Welt, insb. Brasilien, Indonesien, Myanmar oder China), dass diese einzigartige Region stark bedroht ist aufgrund von illegaler Abholzung, Wilderei, Landwirtschaftskonzernen und natürlich auch Touristen, die sich nicht immer ökologisch vorbildlich verhalten. Zudem gibt es nur sehr wenige staatliche Hilfen oder Entwicklungskonzepte für die Region – selbst die Polizeistationen auf der Transpantaneira (eine 145 KM lange Schotterpiste mit 126 Brücken, die im Jahre 1971 von der Militärregierung erschlossen wurde; sie führt von Pocone nach Porto Jofre) sind dem Geldmangel zum Opfer gefallen. Aber eine Reise ist die Region auf jeden Fall wert!