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Von Managua über San Jose bis Panama City

Bevor unsere Südamerika-Zeit endgültig zu Ende geht, hatte ich nochmal die Chance den kleinen, Nachbarn, Zentralamerika kennenzulernen. Die Route war grob vorgegeben…von Nicaraguas Hauptstadt Managua über Costa Rica bis zum Panamakanal, dort sollte nach 3 Wochen auch mein Rückflug sein. Schon der Flug über Panama und Nicaragua war vielversprechend…aus dem Flugzeug konnte ich bei sehr guter Sicht den Panamakanal mit ein paar Dampfern sehen, dann auch den Nicaragua-See mit dem beeindruckenden Vulkankegel Concepcion (den ich 3 Tage später auch noch besteigen sollte), den aktiven, rauch-ausstoßenden Vulkan Massaia und die Hauptstadt Managua mit ihren knapp 1 Million Einwohnern und vielen Grünflächen. Etwas mulmig war mir schon beim Anflug, da ich viel Negatives über die Stadt gelesen hatte, insb. was Kriminalität und Orientierung angeht.

Die Stadt wurde in der Vergangenheit immer wieder von Erdbeben heimgesucht, das letzte große im Jahre 1972, was die Stadtplaner dazu veranlasste Vieles nicht mehr aufzubauen bzw. auf hohe Gebäude zu verzichten. Die Folge ist, dass die Stadt einem riesigen Dorf ähnelt mit viel Grün zwischen den Strassenzuegen und ohne Strassenschilder – orientiert wird sich an Gebäuden, Stadien oder anderen markanten Punkten. Aus dem Flughafen ausgestiegen kamen sofort etliche Taxifahrer auf mich zu, um mich für „günstige“ 20 Dollar eine halbe Stunde in die Stadt zu fahren – 15 Dollar war die Schmerzgrenze für die meisten der Flughafentaxifahrer, so dass ich aus dem Flughafen raus lief, um mir ein „Strassentaxi“ zu nehmen (im Fuehrer hatte ich etwas von 5 – 8 Dollar gelesen). Davon wurde mir lauthals abgeraten, wg. Überfällen und Dauer der Fahrt – aber schlussendlich konnte ich dann für 6 Dollar einigermaßen sicher ins Stadtzentrum gelangen…da es nicht wirklich viel zu sehen gab ging es mit dem Bus am gleichen Tag noch weiter nach Granada, einer sehr schön erhaltenen Kolonialstadt der Spanier. Prägend für ganz Zentralamerika sind die alten amerikanischen Schulbusse, „Chicken-Busse“ genannt, da in ihnen wirklich alles transportiert wird und man auch oft keinen Sitzplatz findet, sondern schwitzend im Gang steht. Granada war dann ein sehr angenehmer Kontrast zur „wirren“ Hauptstadt…viele kleine Cafés, alte Kirchen und ein sehr entspanntes Straßen leben (außer im wuseligen lokalen Markt).

Immer weiter Richtung Süden ging es dann auf die Insel Ometepe, die ich schon aus dem Flieger bestaunen konnte. Die Insel besteht aus zwei Vulkane, einer aktiv, der andere erloschen. Da dort die freundlichsten Menschen Nicaraguas leben sollen, hatte ich mich in einen „Homestay“ eingebucht. Leider hatte ich nicht so richtig die Entfernung von der Anlegestation bis zur Familie abgeschätzt, so dass ich knapp eine Stunde über Strasse und dann Feldwege dort hingelaufen bin und mich bei allen Nachbarn erkundigen musste, ob denn der Weg auch richtig sei. Aber die Strapazen haben sich gelohnt – die Familie empfing mich im Komitee und zeigte mir mein Baumhaus inkl. Bad und vielen Insekten.

Beeindruckend war insbesondere das Leben in der Nachbarschaft, irgendwo lief immer laut der Fernseher (außer am zweiten Tag als es für 12 Stunden keinen Strom gab) oder es wurde über Gärten hinweg kommuniziert…alle Türen und Fenster standen offen. Zu Essen gab es morgens und abends immer Reis mit Bohnen und dazu Ei (am Morgen) und den Fang des Tages (am Abend). Ausklingen liess ich die Inseltage immer mit dem schönen Sonnenuntergang direkt hinterm Haus.

Das Highlight des Aufenthaltes war die Besteigung des aktiven Vulkans Concepcion mit 5 Stunden Aufstieg und knapp 3 Stunden Abstieg…zusammen mit einem lokalen Guide, zwei Finnen und einem Schweizer nahm ich das Abenteuer in Angriff und war überwältigt vom Ausblick und der wechselnden Landschaft (von Regenwald über Geröll bis hin zu Lava). Der Anstieg war fordernd (die letzten beiden Stunden bestehen aus einem 45 Grad Anstieg), aber das Schlimmste war der Muskelkater der danach (unvorstellbare) 4 Tage angedauert hat (selbst meinem Surfkurs musste ich daher leider absagen). Auf dem Gipfel sahen wir dann aufgrund von Nebel nicht wirklich viel, aber genossen fuer ein paar Minuten die Gipfelbesteigung bei strengem Schwefelgeruch. Zur Feier des Tages wurde ich noch von einer Biene in die Hand gestochen. (Unser Guide meinte noch entspannt, dass das nicht schlimm ist außer man ist allergisch gegen den Stich. Zwei Tage später wusste ich dann was er meinte; meine Hand schwoll stündlich an bis sie gefühlt doppelt so groß war wie die andere).

Nach dieser Adventure ging es erstmal zwei Tage an den Surfspot Nicarguas „San Juan del Sur“, in dem inzwischen gefühlt mehr Ausländer als Inländer wohnen. Traumhafte Strände mit vielen Wellenreitern standen auf der Agenda.

Nach der erfolgreichen ersten Etappe gab es ein paar Einreiseprobleme nach Costa Rica, da ich mein Rückflugticket nicht ausgedruckt hatte und ich somit nicht einreisen konnte. Meine Flug-Bestätigung hatte ich glücklicherweise in der Mailbox, aber an der Grenze gab es weit und breit kein Internet-Zugang – was mir die „nette“ Grenzpolizistin auch gleich mitgab (das Problem schien sie zu kennen). Was nun? Mit ihr diskutieren hatte keinen Sinn, sie meinte schlicht ich komme nicht ins Land. Dann fing ich also draussen an mit ein paar Costa Ricanern zu sprechen, damit sie mir ihr handy leihen, um meine Bestätigung abzurufen, aber so richtig hatte da niemand Lust drauf BIS ich auf die glorreiche Idee kam einer Busticketverkäuferin 2 Dollar zuzustecken und sie mir prompt über ihr Handy eine Internet-Verbindung herstellte. Und dann ging alles ganz schnell und ich sass im Bus Richtung Monteverde, bekannt für die Nebelwälder und seiner einzigartigen Tiervielfalt. Ehrlicherweise bekommt man die Tiere aber nicht sehr einfach zu Gesicht, ausser Voegel, Spinnen oder andere kleine Insekten – aber die Wanderung die ich am naechsten Tag durch die „Monteverde Cloudforest“ machte war einzigartig: Der Nebel, die hohen Baeume (Grossteil Primaerwald) und die Tiergeraeusche gepaart mit wenigen Touristen.

Mit dem Bus ging es dann zwei Tage spaeter Richtung La Fortuna, ein aktiver Vulkan mit einem schoenen spitzen Kegel und viel Rauchausstoss. Rund um den Vulkan gibt es viele Wandermoeglichkeiten, aber insbesondere die „Hot Springs“, Thermalbaeder mit heissen Quellen die direkt aus dem Vulkan gespeist werden. Nach den sehr aktiven letzten Tagen, war es einfach nur schoen die verschiedenen Pools auszuprobieren (mit unterschiedlichen Temperaturen) und den brodelnden Vulkan zu beobachten! Fazinierend...

San Jose war dann der erste Stop, den ich nicht unbedingt haette machen muessen – die Hauptstadt Costa Ricas hat nicht wirklich viel zu bieten...ein paar interessante Museen, aber ansonsten halten sich die Sehenswuerdigkeiten oder Ausgehmoeglichkeiten in Grenzen (ausser die Steinfiguren vor einer Bank fand ich sehr interessant).

Dafuer ist die Karibikkueste umso interessanter. In Puerto Viejo (Naehe Panama) herrscht Jamaika-Feeling...Englisch ist vorherrschend und ansonsten gibt es viel „Tranquilidade“, Straende, Musik und ein tolles Naturreservat direkt am Strand, Cahuita. Hier konnte ich erstmals viele Tiere sehen...von Iguanas, Faultieren ueber Affen, Waschbaeren, Eichhoernchen bis hin zu vielen unterschiedlichen Voegeln. Ein toller 8 Kilometerweg fuehrt durch Dschungel, der direkt am Meer angrenzt. Fuer mich eines der Highlights Costa Ricas.

Nach einem weiteren Tag mit einer schoenen Radtour war dann der naechste Grenzuebergang angesagt: aber gluecklicherweise war diesmal alles entspannt. Ueber eine alte Eisenbahnbruecke ging es zu Fuss nach Panama und dann direkt in das Inselarquipel Bocas! In Panama wird man dann erstmal von unzaehligen Bananenplantagen begruesst – viele davon dem Konzern Chiquita gehoerend. Obwohl sich scheinbar die Arbeitsverhaeltnisse in den letzten Jahren verbessert haben, war es doch sehr traurig zu sehen, wie wenig das Unternehmen (obwohl es schon Jahrzehnte in der Region der groesste Arbeitgeber ist) in Bildung, Gesundheit oder soziale Strukturen investiert.

Bocas ist bekannt fuer seine vielen Inseln, Tauchmoeglichkeiten, Surferstraende, Traditionen der Ureinwohner sowie dem afrikanischen Einfluss. Boote fahren einen von A nach B und ansonsten schaut man einfach nur in den Himmel oder unternimmt einen kleinen Trek durch die schoene Dschungellandschaft...hin und wieder taucht dann auch ein Faultier auf. Sehr nice...

Den panamischen Unabhaengigkeitstag verbrachte ich dann in der ruhigen Caferegion Boquete, die bekannt ist fuer seine amerikanischen Auswanderer und seine tollen Landschaften ist. Gefeiert wurde ueber 48 Stunden die Unabhaengigkeit Panamas (196 Jahre) mit Marschmusik und viel Tradition! Aber auf den umliegenden Wanderpfaden war es dann doch etwas entspannter, denn die feierten still und leise an diesem Tag.

Schlussendlich ging es dann im Nachtbus Richtung Panama-City. Mich interessierte dort insbesondere der Panama-Kanal, nachdem wir im Geographie Unterricht so viel ueber die sowohl technische und menschliche Leistung gelernt hatten. Und in der Tat ist dieser knapp 80 Kilometer lange Kanal und die Schleusen-Installationen um die Wasserhoehenunterschiede zwischen Meeres- und Seehoehe zu ueberwinden (Miraflores Locks, 10 KM von Panama City) sehr beeindruckend – die Riesenschiffe zwaengen sich durch die Schleusen und werden dabei von Fuehrschiffen gelenkt, um nicht anzudocken. Nicht vergessen kann man aber auch die ueber 20.000 toten Arbeiter, die insb. an Malaria und anderen Dschungelkrankheiten erkrankten bevor der Kanal 1914 feierlich eroeffnet wurde. Um dem wachsenden globalen Handel gerecht zu werden, wurden letztes Jahr auch neue Schleussensystem (breiter und laenger) eingeweiht, um groesseren Frachtern die Durchfahrt zu ermoeglichen.

Begeistert war ich abends dann auch von der schoenen, kolonialen Altstadt Panama Citys mit grossartigem Blick auf das moderne Geschaeftsviertel und den Panama-Papers.

Und dann ging es auch schon wieder zurueck nach Sao Paulo, um so langsam den endgueltigen Abschied einzulaeuten und den Umzug vorzurbereiten! Sehr empfehlenswerte Laender, insb. Nicaragua mit seiner Ursprunglichkeit und der tollen Vulkanlandschaft im Nicaragua-See!


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